Montag, 23. März 2015

Geburtsbericht

Nachdem ich meinen 1.Tag im Krankenhaus ziemlich genau beschrieben habe, habe ich beschlossen den restlichen Teil des Geburtsberichts nun doch so kurz wie eben möglich zu fassen und nicht für jeden Tag ein Einzelposting zu schreiben.
Ich möchte aber vorab nochmal darauf hinweisen, dass ich schonungslos ehrlich schreiben werde. Sollte also eine von meinen Leserinnen eh schon Geburtsängste haben, rate ich davon ab meine Geschichte zu lesen. Bei mir ist nämlich einiges schief gelaufen und könnte unnötig Angst machen. Denn natürlich habe ich alles als total dramatisch empfunden, obgleich es wahrscheinlich deutlich schlimmere Geburten gibt. Entscheidet also selbst, ob ihr euch das Geseier reinziehen wollt.

Ich war nun also nach Tag 1. bereits völlig durch. Die Schmerzen von den Einleitungen hörten nicht auf und durch die ständigen vaginalen Untersuchungen war ich schon total wund. Vor allem weil die zweite Einleitung mit einem Gel, anstatt der Tablette gemacht wurde. Dieses Gel hatte ich wohl nicht gut vertragen, mein Schmuckkästchen hatte danach wie Feuer gebrannt und das Gleitgel, welches die Ärzte zum untersuchen benutzen, schien sich auch nicht so gut mit dem Gel zu vertragen. Daher kamen sie auf die Idee, auf das Gleitmittel zu verzichten. Jede weitere Untersuchung fühlte sich für mich wie eine Vergewaltigung an.Und die Geburt wollte einfach nicht losgehen.
Das zog sich so durch die nächsten Tage.
Tag für Tag erntete ich mitleidigere Blicke im Frühstücksraum. Und ehrlich... ich verfluchte jedes neue Gesicht, das einfach über Nacht gekommen war und sein Kind bereits im Arm hielt. Ich hatte ja quasi eine 6-Tagegeburt. Ich gönnte niemandem mehr sein Glück.
Ohne meinen Partner hätte ich all das nicht durchgestanden. Niemals. Ich weiß er ist in einigen meiner Postings nicht sonderlich gut weggekommen, weil er in der Schwangerschaft einiges verbockt hatte... ABER was er in der Zeit im Krankenhaus geleistet hat ist unfassbar. Er war jeden Tag bei mir und es hat nicht eine Situation gegeben, in der er irgendwas falsches getan hätte. Dabei ging es ihm bestimmt genauso beschissen wie mir. Er schlief sogar mit mir dort, obwohl er Krankenhäuser hasst. Es war nicht einfach für ihn. Jeder Tag dort bestand aus Quängeln und Jammern, bereits am 2. Tag mutierte ich zu einem 3- Jährigen Kind, das einfach nur nach Hause wollte. Ich vermisste unsere Wohnung und vor allem meinen wunderfeinen Kater Kasimir.



Es muss hart für einen Mann sein, wenn die Frau untröstlich ist und immer mehr zum Zombie mutiert... Jaja. ich muss nun darüber lachen wie ich mich an Tag 1. noch hübsch machte, für das große Ereignis. Toll habe ich mir das vorgestellt. Eine hübsche Gebärende zu sein. Mit geglätteten Haaren, einem dezenten Makeup und so weiter. Haha. Pustekuchen.
Mittlerweile war alles attraktive an mir wie im Nichts verschollen. Mein Gesicht war verquollen, meine Augen rot, meine Haare hatten sich zu einem einzigen Dreadlock verfilzt und ich gab mir keine Mühe mehr, mich nicht allzu "walisch" zu bewegen.
Ich habe keine der Nächte geschlafen, ich hatte permanent Panikattacken, Schwindelgefühle, Übelkeit usw. Vor allem die Rückenschmerzen ließen keinen Schlaf zu. Man gab mir sogar Faustan, ein starkes Beruhigungsmittel, damit ich schlafen konnte...
Ich begann egoistisch zu werden. Das kleine Wesen in mir wurde egal- ich wollte einfach nur, dass endlich alles ein Ende hat. Ich war kaum noch Herr der Lage, kam aus meinem Heulschwall nicht mehr raus und an Tag 4. war mein Freund in ernsthaft großer Sorge. Es passierte einfach nichts. Ich hatte mittlerweile fast alle Hebammen und Ärzte kennen gelernt. Und bei jeder Untersuchung hatten sie versucht mir Mut zuzusprechen "Aber der Muttermund fühlt sich schon ganz weich an" und "Also der Muttermund ist schon 1cm geöffnet und der Gebärmutterhals verkürzt". Allerdings hatte ich all diese Infos schon 1000x gehört und somit war es nie eine Neuigkeit und somit auch kein Trost. Schon Wochen vor meinem Entbindungstermin war mein träger Muttermund um einen verkackten Zentimeter geöffnet. Ich hatte es aufgegeben mit Hebammen und Ärzten über meine Ängste und Sorgen zu sprechen. Es unternahm ja doch keiner so richtig was. Und ich weigerte mich, mir weitere Einleittabletten einführen zu lassen. Ich war durch mit dem Thema. Sollte das blöde Baby doch dadrin versauern, ich wäre eh lieber gestorben. Das klingt so wahnsinnig albern und dramatisch. Aber so stand es eben um meine Gefühlslage.
Mein Freund bat um ein Gespräch mit einem Arzt und als dieses dann endlich stattfand, fragte er wie es denn nun mit einem Kaiserschnitt aussähe. Ich war so glücklich, dass wenigstens mein Freund zu mir stand und als einziger begriff, dass ich längst keine Kraft mehr hatte. Wie zum Teufel sollte ich in diesem Zustand noch mal eben ein Kind zu Welt bringen. Ich konnte mich ja kaum noch mobilisieren, um zu essen oder sonst irgendwas zu tun.

Der Arzt ging eigentlich so gut wie gar nicht auf das Thema Kaiserschnitt ein. Auch wenn mein Bauchbewohner bereits 4 Wochen vor dem Entbindungstermin auf bereits 4000g geschätzt wurde, hätte das nichts zu bedeuten. Die Berechnungen seien ungenau und man wollte das Kind auf natürlichem Wege auf die Welt bringen. Auch fragten wir, ob ich nicht nach Hause könnte und wiederkommen, wenn es eben losginge. Ich hielt es auf dieser Station einfach nicht mehr aus.
Natürlich war das aus versicherungstechnischen Gründen nicht möglich. Im Prinzip hätten wir uns dieses Gespräch sparen können. Es war einfach nur eine weitere Enttäuschung. An Tag 5. übernahm mein Freund dann endgültig das Zepter. Es war nicht mehr auszuhalten. Er sprach mit einer Hebamme und erneut mit einer der Ärztinnen und wir ließen uns gegen ärztlichen Rat entlassen. Nur für ein paar Stunden heimische Luft schnuppern. Das war was ich brauchte. Kurz mal wieder dem Krankenhausalltag entfliehen. Endlich zurück in meine gewohnte Umgebung. Zu meinen Klamotten, meiner Wohnung, meinen Möbeln, unserem gemütlichen Licht. Zu meinem Kater.
Ich selber hatte nicht mehr die Kraft für mich selbst zu entscheiden und war meinem Freund unendlich dankbar, dass er das übernommen hatte. Zwar mussten wir diesen Wisch unterschreiben, von wegen gegen ärztlichen Rat und so weiter, aber selbst die Ärztin hatte eingesehen, dass alles andere keinen Sinn hatte momentan.
Ich stampfte schnellen Schrittes aus dem Kreißsaal Richtung Zimmer, um ein paar Sachen zusammen zu packen. Mein Freund musste mich bremsen, damit ich mich nicht überschlug.
Kaum hatten wir das Krankenhausgelände verlassen, rollten mir schon die ersten Tränen die Wangen runter. Schon der Weg nach Hause bedeutete mir alles. Das muntere Stadtleben und selbst die hässlichen Bauten in Lichtenberg trösteten mich selbst an diesem grauen Tag- ich war wie ein Psycho.
Aber hey. Ich war verdammt nochmal 5 Tage ohne Schlaf. Nach fast 10 Monaten ziemlich wenig Schlaf.
Kaum in unseren Kiez eingebogen, war ich kaum noch zu halten. Wir sollten 20 Uhr zurück im Krankenhaus sein, um wieder CTG schreiben zu lassen.  Ich wollte jede verdammte Minute ausschöpfen. Noch bevor mein lieber Freund einen Parkplatz finden konnte stürmte ich aus dem Auto, hoch in den 4.Stock in meine geliebte Wohnung. Ich lief alle räume ab, fasste völlig pathetisch meine Möbel, die Wände und schlussendlich meinen Schmusekater an.


Es war SO schön. Ich hatte meine Mutter gebeten ein paar Dinge einzukaufen und uns was frisches zum Abendessen zu machen. Ich fühlte mich plötzlich wieder voller Energie. Als sie kam, konnte ich es mir nicht nehmen lassen selbst zu schnibbeln und zu kochen, ich genoss es endlich wieder mal was "normales" zu machen. Wenn man sich einige Tage in einem Krankenhaus aufhält, fühlt man sich eben auch schwach und krank. Das Licht und die allgemeine Stimmung tragen dazu bei.
Mein Zu Hause war mein Jungbrunnen. Als wir fertig gegessen hatten, ging meine Mutter und ich ließ mir ein Bad ein. Endlich baden. Das tat so unfassbar gut. Die Schmerzen hatten nachgelassen, weil ich mich weiteren Einleitungen verweigerte und das Bad weichte mir die letzten Verspannungen auf. Es ging mir den Umständen entsprechend wieder gut, auch wenn ich fast aus allen Nähten platzte. Sogar ein Stündchen Dösen auf der Couch war drin. Echt. Ich kam mir vor wie im Paradies.

(Diese Fotos sind nicht von diesem Tag, sondern von dem Babybauchshooting)

Als wir dann allmählich zurück mussten war ich zwar traurig, aber diese paar Stunden hatten mir einen Haufen Erholung verschafft.
Ich war bereit. Am Morgen hatten wir über geburtsbeschleunigende Alternativen gesprochen und sie hatten mir versprochen, dass ich keine Einleittabletten mehr bekommen müsste, wenn ich das ablehnte. Kaum im Krankenhaus angekommen ging es wieder zum CTG schreiben.
Und dann beschlossen die Hebammen, mich am nächsten Tag an einen Wehentropf zu schließen, um endlich voran zu kommen.

Am nächsten Morgen hatten wir 7 Uhr in der Früh den Termin im Kreißsaal. Ich würde zu gern schreiben: "Und ab da an ging alles ganz schnell". Aber so war es leider nicht. Hier führte sich das Grauen einfach nur fort. Ich war total guter Dinge und bester Laune weil meine Hoffnung wuchs und ich wusste, lange konnte der Kerl da jetzt nicht mehr in meinem Bauch rumturnen, ich war fast 2 Wochen über dem Termin und es war der sechste!! Tag im Krankenhaus. Außerdem war es mein Lieblings- Kreißsaal.

Ich war ja in den letzten Tagen in jedem. Es war der mit dimmbaren Sternenhimmel und außerdem gab es hier diesen Gebärstuhl, den ich unbedingt "benutzen" wollte. Eben merke ich wie bekloppt sich das liest.



Wir spielten sogar noch Mau Mau auf dem Bett im Kreißsaal. Gleich zu Beginn ließ ich mir einen Einlauf verpassen, ich wollte mich unter der Geburt auf keinen Fall entleeren, auch wenn Hebammen immer wieder beteuern, dass das absolut kein Problem sei. Ich weiß, dass meinem Freund das tierisch unangenehm gewesen wäre und deshalb wollte ich das unbedingt. Natürlich verließ mein Freund wieder den Raum und wollte dazu geholt werden, wenn ich "fertig" war. Das Wasser wurde mir in den Hintern gedrückt und ich sollte es nun so lange wie möglich drin behalten. Das schaffte ich keine 10 Minuten... Den Rest erspare ich euch!Ab an den Wehentropf hieß es dann nach erneutem CTG. Als dann die Wehen kamen hielt ich ab und zu inne und NOCH lachten wir darüber.


So vergingen einige Stunden. Ab und zu verschwand mein Freund um zu essen, oder ein wenig zu schlafen. Ich war wieder kraftlos, die ganze Rumliegerei und das Veratmen der Wehen strengten mich an. Und der Mut verließ mich erneut, weil die Wehen überhaupt nichts in Gang setzten. Nach gefühlt 1000 Stunden hatte sich immernoch nichts getan. Kein Fortschritt. Der Wehentropf wurde Stunde um Stunde höher gedreht und schließlich kamen die Wehen so doll, dass ich schon wieder am Plärren und Jammern war. Ich konnte mich durch nichts mehr ablenken. Ich versuchte mich zwischen den Wehen auszuruhen, aber es wollte mir nicht gelingen. Also bereitete man die PDA vor. Ich hatte schon dolle Schmerzen, aber laut CTG waren das noch nichtmal drastische Wehen. Ich wollte gar nicht wissen, wie sich die Austreibungsphase anfühlte, ich krümmte und windete mich schon jetzt wie ein Regenwurm und schaffte nen Scheißdreck zu veratmen. Der Anästhesist kam und war sehr jung. Ich schämte mich ein bisschen, aber eigentlich war das auch scheißegal. Die PDA war gelegt und so langsam wurde der untere Teil meines Körpers taub. Puh. Erleichterung. Sehr schön. "Jetzt kanns losgehen." dachte ich mir noch. Ich hatte sogar noch den Nerv meiner besten Freundin ein Selfie zu senden.

Nach 16 Stunden Wehentropf, PDA, Rumkrepeln, Jammern, Heulen und großer Verzweiflung war der Muttermund ganze 3 cm geöffnet. Bis wann sollte ich hier denn bitte noch rumliegen? Eine Austreibungsphase hätte ich nie und nimmer geschafft, da konnten mir Hebammen und Ärzte noch so oft versichern, der Körper wurde unter der Geburt nochmal Kräfte freisetzen, von denen man vorher nicht geahnt hätte, dass sie in einem stecken. Ich war mir aber zu 1000000 Prozent sicher, dass dies bei mir nicht der Fall war. Ich kannte mich und meinen Körper. Die Schwangerschaft hatte mich schon geschafft, aber die letzten Tage hatten mir den Rest gegeben.
Mittlerweile zuckte und schüttelte mein Körper unkontrolliert, ich war so übermüdet und geschwächt, dass ich kaum noch sprechen konnte. Ich hatte zum Schluss eine ganz furchtbare Hebamme erwischt und die Ärztin sagte zwar erst, dass wir das noch weiter versuchen würden, stürmte aber nach 20 Minuten aus dem Nichts meinen Kreißsaal und erklärte mir, dass sie sich im Team besprochen hätten und man nun doch einen Kaiserschnitt machen sollte.
Ich heulte. Ich hatte eigentlich keine Angst vor OP´s. Aber nun war ich bis aufs Mark verängstigt. Ich wollte weder eine richtige Geburt vollenden NOCH eine OP. Ich wollte gar nichts mehr. Ich wollte mich einfach nur auflösen und nicht mehr da sein. Ich wollte das alles nicht mehr erleben. Ich wollte nicht mehr Mutter werden und ich wünschte mir, ich wäre niemals schwanger geworden.

Ich sah zu meinem Freund, er war ganz blass geworden und auch ihm stand die Panik in den Augen. Er versuchte sich nichts anmerken zu lassen, aber ich bemerkte sofort, dass er nicht mit in den OP wollte. Ich hatte tierische Angst und hätte ihn wirklich gern bei mir gehabt, aber ich hatte Angst, dass er Kreißlaufprobleme bekäme und man könne sich dann nicht um ihn kümmern. Da hatte man uns schon vorgewarnt. Mein Liebster meinte zwar tapfer er käme mit, aber ich wusste, dass er das wirklich nicht wollte. Also sagte ich zu ihm, er müsse nicht mitkommen.
Es ging alles so schnell. Plötzlich zuppelten und zerrten hunderte von Leuten an mir rum. Ich zitterte und schüttelte immernoch vor mich hin und wurde in den OP-Raum geschoben.
In diesem Moment breche ich in Tränen aus. Es war wirklich eine so schreckliche Horrorshow für mich. Die Kanüle in meinem Arm tat weh, weil sie da schon verdammte 6 Tage drin steckte, obwohl mir mal gesagt wurde, dass man nach spätestens 2 Tagen das Ding da rausholt. Eine sehr ruppige, schlechtgelaunte Schwester zerrte an dem Ding rum und ich war zu schwach um irgendwas zu sagen. Ich konnte die Augen nicht aufhalten, die Lichter waren so grell und meine Augen brannten so sehr. Es kam mir alles vor wie in einem schlimmen Film. Die blöde Kuh knubbelte an dieser Kanüle rum und ich dachte die reißt mir den Arm ab. Irgendwann entschied sie sich offensichtlich doch noch, einen neuen Zugang zu legen. Ich wünschte man hätte ihr nicht so sehr angesehen, wie sehr sie ihren Job hasste. Die uneinfühlsame Hebamme noch dazu und das Desaster war perfekt. Der junge Anästhesist platzierte sich hinter mir, steckte mir irgendwelche Schläuche in die Nase und ich war wie gefangen in einem schlechten Traum. Man weiß es ist nicht echt und muss sich nur gut genug konzentrieren, vielleicht laut genug rufen, um zu erwachen, aber man befindet sich in einer seltsamen Zwischenwelt, aus der man nicht rauskommt. Es ist als ob man mit einem Fuß in der Realität und mit dem anderen im Traum steckt.

Ich spürte zwar keinen Schmerz, aber sie rüttelten und schüttelten an mir rum und ich zitiere eine Internetbekanntschaft wenn ich schreibe: "Es war wie am lebendigen Laib ausgeweidet zu werden". Ich wünschte sie hätten mir eine Vollnarkose gegeben. Mein Mund und mein Hals waren trocken und durstig. Meine Kiefer krampften und pressten sich wie von allein zusammen. So sehr, dass ich Tage danach noch unheimliche Kieferschmerzen hatte.
Ich konnte meinen sich schüttelnen Körper nicht kontrollieren und war allen komplett ausgeliefert. Plötzlich große Aufregung. Ungefähr 5 Menschen riefen "Oh Gott ist der groß" und "Ne der hätte da nie durchgepasst". Ein unangenehmes Brüllen war zu hören. Keines wie man es aus dem Fernsehen kennt. Kein schüchtern-empörtes, sondern es klang wie von einem Dämon. Von links zeigte man mir einen dicken, blauen Fleischklops, den ich kaum erkennen konnte, weil es so schwer war die Augen zu öffnen. 4620 gramm, 55cm und einen Kopfumfang von 39cm hatten eine natürliche Geburt unmöglich gemacht. Er steckte tief in meinem Becken fest. Die blöde Hebamme meinte, dass man den Kleinen nun fertig machen würde und mir auf den Bauch legen würde. Mit aller letzter Kraft bat ich darum, mich erstmal in Ruhe zu lassen. Ich wollte das nicht. Und obwohl alle um meine Krankenakte und die Angst wussten, ich könnte keine Bindung zum Baby aufbauen, sagte dieses Scheusal von Hebamme, dass es nicht mehr um mich ginge, sondern um des Kindes Wohl. Ich war fassungslos.
Sie schoben mich auf den Flur und schmissen mir das kleine Fleischpaket auf den Bauch, obwohl mein Freund bereits im Nebenraum wartete und sich um den kleinen kümmerte. Beinahe hatte ich ihn vom Körper geschüttelt- so doll waren meine Zitteranfälle. Ich war wahnsinnig erschöpft. Nur ein Funken Mitleid überkam mich, weil ich diesem Wurm keine mütterlichen Gefühle entgegnen konnte. Ich war sehr beruhigt, dass mein Freund so liebevoll mit ihm war. Er küsste und streichelte ihn ununterbrochen und das machte mich unheimlich dankbar. Ich konnte ihm keine Liebe geben. Der einzige positive Gedanke, der mir durch den Kopf ging war "Oh Gott, was für ein unglaublich weicher Rücken".
Man schob mich dann in das Überwachungszimmer und ich war immernoch nicht erleichtert. Ich hatte keine Schmerzen und zu diesem Zeitpunkt keine Ahnung was mich noch erwarten würde, aber ich weinte immernoch und dachte heimlich, dass es wohl besser wäre den Kleinen "abzugeben". Wirklich. Ich hatte in diesem Moment geglaubt, der Kleine wäre ohne mich besser dran. Und ich ohne ihn. Ich konnte und wollte jetzt in diesem Zustand nicht auch noch Verantwortung übernehmen. Für mich wäre es auch in Ordnung gewesen jetzt einzuschlafen und nie wieder aufzuwachen...
Es war nachts, mein Freund müde und somit verabschiedete er sich, um schlafen zu gehen. Für ihn war in diesem Zimmer kein Platz. Schonwieder musste ich allein sein. Mit einem Baby. Meinem Baby. Ich ließ den Fleischklops auf die linke Seite schieben. Die ganze Nacht starrte ich ihn ungläubisch an. Weil er mir so unsagbar Leid tat, streichelte ich ihn und sorgte dafür, dass ich ihn ununterbrochen berührte. An Schlaf war trotz Müdigkeit und Erschöpfung nicht zu denken. Mein Gehirn verarbeitete wie verrückt.

Am nächsten Morgen hatte ich die Schmerzen meines Lebens. Ehrlich. Ich dachte ich hätte eine offene Bauchdecke. Als hätte man mir die Haut vom Bauchbereich runtergerissen. Ich konnte mich nicht bewegen. Meine Hände konnte ich nicht zu Fäusten machen. Sie fühlten sich angeschwollen und trocken an. Als wären sie schwer und eingerostet. Das machte mir Angst und auf der verkackten Wöchnerinnenstation verstand man nichts davon, mir die Ängste zu nehmen. Man tat das alles ab, als wäre ich eben eine der übertrieben jammernden Frauen mit Kaiserschnitt. Natürlich war ich für die Schwestern nichts besonderes. Ich war eine von vielen. Eine Nummer, mehr nicht. Es interessierte sie einen Scheißdreck wie es mir ging. Es dauerte ewig bis mein Freund an diesem Morgen endlich zu uns kam. Die bekackte Schwester zwang mich nach grade Mal 6 Stunden das erste Mal aufzustehen. Ich konnte mich nicht mal zur Seite drehen vor Schmerz und sollte STEHEN. Ich beteuerte, dass ich noch nicht soweit wäre. Ich bettelte und flehte sie an, aber sie ließ nicht davon ab mich dazu zu bewegen. Es waren höllische Schmerzen und ich kam mir vor wie ein dummes Kind, dass nicht selbst über seinen Körper entscheiden darf. Es war erniedrigend hier darum zu betteln ,etwas nicht zu müssen.
Und dann entfernte sie mir auch noch den Blasenkatheter, was bedeutete, dass ich wenn ich das nächste Mal zur Toilette musste, aufstehen und gehen musste.
Es fällt mir so schwer das hier alles aufzuschreiben. Ich bin sonst nicht so ein Jammerlappen, sondern eigentlich eine recht starke Person. Immer einen Konter parat und nie zu müde werdend für die eigenen Rechte zu kämpfen. Es tut mir so weh diese Zeilen zu schreiben, es tut mir so weh, dass ich dem kleinen Erdenbürger keinen perfekten Start bieten konnte, weil ich viel zu sehr mit mir selbst beschäftigt war. Dieser kleine Mensch konnte nichts dafür. Wurde einfach so in diese Welt geboren und seine grausame Mutter bemitleidete am allermeisten sich selbst.
Es kam wie es kommen musste und ich musste das erste Mal pullern. Ich bat um eine Bettpfanne und die grausamste aller Schwestern entgegnete pissig, dass ich eben aufstehen solle. Es wäre halt so nach einem Kaiserschnitt. Dabei waren grad mal 10 Stunden vergangen... Was dachte die Kröte sich eigentlich dabei? Meinen die da, es würde mir Freude bereiten vor Zsuchauern in eine verdammte Pfanne zu pinkeln? Sie keifte mich an, dass dies eine absolute Ausnahme sei und ich beim nächsten Mal keine bekäme und aufstehen müsse. Geht es noch erniedrigender?
Das alles war furchtbar, dennoch wurden meine schlimmsten Befürchtungen nicht wahr. Nämlich, dass ich mein Kind nicht annehmen könnte. Der kleine Mann hat sich so tapfer geschlagen, die ersten 2 Tage und Nächte keinen Mucks von sich gegeben, als hätte er verstanden, dass ich zu mir kommen musste. Als hätte er Rücksicht nehmen wollen. Er hat in diesen 2 Tagen mein Herz im Sturm erobert.
Ich war so stolz auf diesen "kleinen" Kämpfer. Eigentlich war er ein großer, dicker Maikäfer. Was muss es für eine Qual gewesen sein, da wochenlang mit dem Köpfchen im Becken festzustecken, und ständig dieses Stress seiner jammernden Mutter zu ertragen. Rausgerissen zu werden aus seiner wohlig warmen Höhle, ins grelle Licht empor gehoben zu werden und in ein großes Nichts entlassen zu werden... Mein Mitleid ihm gegenüber, aber auch der Respekt ließen mich sehr schnell in meine Mutterrolle schlüpfen. Obwohl ich es unglaublich fand, dass er angeblich so lange in meinem Bauch war. Dass ich ihn quasi "gemacht" hatte. Aber ich versprach alles zu tun, um ihm eine gute Mutter zu sein. Er soll die unglaublich lustigste, schönste Kindheit der Welt haben. Ihm soll nichts Böses widerfahren. Ich möchte ihn schützen und niemand soll ihn je verletzen. Denn obwohl er in den ersten Tagen wirklich keine Schönheit war (er enknautschte sich nach 2 Tagen und wurde dann erst von Tag zu Tag süßer), so war er für mich das perfekteste Menschlein auf Erden.


Und plötzlich hatte ich meine eigene kleine Familie...

An der Stelle möchte ich noch betonen, dass es durchaus auch nette Schwestern auf der Station gab. Leider aber hatte ich in der meisten Zeit mit ungebildeteten, fiesen Schnepfen zu tun (2 von ihnen). Zwischendurch habe ich dort aber auch mal sehr freundliche Schwestern erlebt. Leider hatten die in der Zeit wo ich dort war, immerhin knapp 2 Wochen, viel zu selten Dienst.

Das war er. Der Geburtsbericht, den ich so verdammt lange hinaus gezögert habe. Ich habe mehrere Stunden daran gesessen. Alles nochmal erlebt. Geweint und nochmal mitgelitten. Aber ich hoffe nun endlich mit diesem Thema abschließen zu können. Ich habe gekürzt was das Zeug hält, am Ende ist es aber doch ein Roman geworden...Sorry!

Samstag, 7. März 2015

Tag 1 unter Einleitungen und immer noch kein Fortschritt.

Ich weiß, ich weiß. Ich lass die ganze Nummer hier ganz schön schleifen.
Aber ehrlich. Das hat nichts mit Faulheit zu tun. Erst fand ich die Zeit nicht, weil das Kind immerzu rummuckte, dann hatte ich Wortfindungsschwierigkeiten und jetzt versuche ich mein Geburtstrauma zu verarbeiten und bekomme das nicht so richtig zusammengefasst.
Auf meiner Taskleiste befinden sich 5 Word Dateien mit Wortschnipseln, die irgendwann mal eine ganze Geschichte werden wollen.

Es war Dienstag, der  06.01.2015 und es sollte nun endlich so weit sein. Meinem Baby sollte auf die Sprünge geholfen werden. Von allein hat sich der kleine Kerl ja nicht auf den Weg machen wollen.
Um 09:30 Uhr trafen wir im Kreißsaal im Krankenhaus Lichtenberg ein. CTG schreiben war wiedermal angesagt. Ich mochte CTG schreiben immer gern und verstand nicht, wieso andere das immer als so ätzend empfanden. Ich sollte schon bald genauso darüber denken... Und dann sollte die erste Einleitung erfolgen. Die Eipölllösung hatte nichts gebracht und ich war schon 8 Tage über dem Termin. Und da der kleine Bauchbewohner bereits 4 Wochen zuvor auf 4000g geschätzt wurde, schwante mir schon Böses.
Aus allen Ecken tönte es nur : "Ach was, das kann man so genau gar nicht messen" und "Meistens verschätzen die sich da eh um die 500g, so schwer wird er schon nicht sein".
Am Morgen hatte ich mich so richtig schick gemacht für das Krankenhaus. Freunde denen ich das erzähle, lachen mich aus.
 Wie ich da im Bad rumschlawenzelte und mich frisch rasierte, die Haare mit meinem besten Shampoo wusch und sogar eine Haarkur (mit Einwirkzeit!!!) machte. Wie ich mir tolle Klamotten rausgesucht und mir sogar die Haare geglättet hatte, weil ich dachte es wäre doch toll, unter der Geburt noch einigermaßen gut auszusehen, wenn man mal aufs Klo spaziert und so ein locker, flockiges Gefühl am Kopf zu haben. Also wenn sich die Haare so leicht und federig anfühlen und nicht so wulstig. Und man den Lieblingsduft trägt und Wohlfühlklamotten.
Die meisten halten mich wahrscheinlich für bekloppt, aber das war wie ein Ritual an diesem Tag, das erledigt werden wollte, um wirklich startklar für den neuen Erdenbürger zu sein.

Fühlte ich mich wochenlang nicht bereit den kleinen Zwerg schon kennen zu lernen, selbst am ET (Entbindungstermin), war ich nun startklar. Ich war hochmotiviert. Es konnte losgehen. Ich war irgendwie richtig stolz auf den kleinen noch  ungeborenen Mann. Ich hatte das Gefühl, dass er mir die Zeit gelassen hatte, die ich brauchte. Bis ich bereit war, ihn zu empfangen. Das hat mich ehrlich milde gestimmt. Allerdings hat ers dann übertrieben. Sooo lange hätte er nun auch nicht warten müssen.
Wir also so fröhlich jauchzend hin zum Krankenhaus. Die Kliniktasche hoch professionell gepackt. Traubenzucker, Knäckebrot, Lieblingsgetränk, Lieblingsnachthemden, Zeitschriften, Spiele und so weiter...


Foto von Google Street View


Also wir so im Kreißsaal angekommen, sollten erstmal im Wartezimmer Platz nehmen.
Ok. Verständlich. Viel los da. Allerdings viel zu stickig der Raum. Und so verdammt heiß. Werde nie verstehen, wieso in Frauenarztpraxen, Kreißsälen und so weiter immer noch so dolle geheizt wird. Die meisten Schwangeren sind doch wandelne Öfen.
Fenster aufgerissen, Heizung runtergeschraubt und Kopf erstmal aus dem Fenster gehalten. Nervös war ich.
Die Warterei nervte. Wir wussten nicht was auf uns zukommt und man hatte uns nicht informiert wie lange wir warten müssen und worauf überhaupt. Eine halbe Stunde später begann ich schlechte Laune zu bekommen. Also eine halbe stunde Wartezeit TROTZ Termin. Scusi- aber da könnte ja mal jemand Bescheid geben?
"Fängt ja supi an" dachte ich mir und wartete und wartete. Ich ärgerte mich über die unbequemen Stühle im Wartebereich. Wenn man hier schon hochschwangere Frauen ewig rumsitzen liess, wieso dann nicht wenigstens mit Stühlen, die einem nicht nach 5 Minuten Schmerzen bereiteten. Ich hatte ohnehin Rückenprobleme und ständig Steißschmerzen.
Foto von der Website des Sana Klinikums


Eine Stunde später kam endlich jemand auf uns zu und schob uns in einen Raum, zum CTG schreiben. Ne halbe Stunde. Bis dato mochte ich CTG schreiben wie gesagt immer ganz gern und verstand nicht, wieso das einige Schwangere nicht mochten. Man hört des Würmlein Herzchen puckern und kann selber nochmal ein bisschen Augen zumachen. Das einzig blöde ist die Tatsache, dass es irgendwann echt anstrengend ist, die ganze Zeit in einer Position zu liegen. -Es zieht und zuppelt im Rücken und man darf sich nicht drehen.
Nach 45 Minuten kam immernoch keiner. Ich wartete mehr oder weniger geduldig, endlich von dem Ding befreit zu werden und ungefähr nach ner Stunde kam der Arzt rein. Er verabreichte mir die erste Einleit- Tablette. Vaginal. Irgendwie wusste ich gar nichts über die ganze Einleitnummer und wurde auch nicht gut aufgeklärt. Ich dachte diese Tablette würde jetzt vor sich hinwirken und irgendwann fangen dann halt die Wehen an. Und wenn die erste nicht wirkt, gibts eben ne zweite und dann meinetwegen auch ne dritte. Hatte ich schon von Bekannten gehört. Nachdem die Tablette eingeführt wurde, musste ich weitere "30 Minuten" ans CTG. Was mir nicht klar war, war dass bereits die erste Tablette begann ziemliche Schmerzen zu verursachen. Nicht intervallenmäßig. Sondern durchgehend fieses Ziehen im Rücken und Unterleib.
Aber nagut. "Gehört wohl dazu. Wird halt kein Spaziergang" sagte ich mir und war zu diesem Zeitpunkt schon relativ bedient, weil ich wieder am CTG vergessen wurde, aber nötig pullern musste und sich mein gesamter Rücken nach 1 1/2 Stunden gleiche Position eben echt kacke anfühlte.
Man hatte uns vorher die Klingel gezeigt. Knöpfchen drücken und denn würde gleich jemand kommen. Hmmm.... Gleich. Ja. Kann man scheinbar recht unterschiedlich definieren. Erstes Mal Klingel gedrückt. Niemand kam. Nerven wollt ich auch nicht. Also nochmal gewartet. 15 Minuten später nochmal gedrückt. Keiner kam. Mein Freund also aus dem Raum und Richtung "Empfang" im Kreißsaal. Als er zurückkam meinte er, es würde gleich jemand kommen. Weitere 10 Minuten später endlich die Befreiung. Es sei ziemlich viel los, hieß es "entschuldigend".
Dann parkte man uns ohne weitere Informationen wieder im Wartezimmer. Niemand informierte uns, was als nächstes geschah. Eine Hebamme hatte ich zu diesem Zeitpunkt noch immer nicht zugeteilt bekommen. Ich saß also da in einem vollen Wartezimmer, mit beginnenden Schmerzen und krepelte vor mich hin.
Scheiße. Ganz schön unangenehm- wie soll das bloß werden? Eine weitere halbe Stunde verging. Ich wusste nicht mehr wie ich sitzen sollte. Ich war mega pissed. Zu diesem Zeitpunkt hatte ich schon keine Lust mehr. Ich fühlte mich nicht gut aufgehoben. War es doch ne scheiß Idee in letzter Sekunde das Krankenhaus zu wechseln?


Mir stiegen dann langsam schonmal die Tränen hoch und ich hatte die Schnauze gestrichen voll. Mein Freund und ich gingen nach vorn zum Empfangsbereich und wollten fragen, wie lange das denn nun dauern würde und ob wir uns mal die Beine vertreten könnten.
Da wurden wir von einer Frau dermaßen angezickt, dass ich fast vom Glauben abfiel.
Egal wie kacke ich zu diesem Zeitpunkt ich drauf war, ich hatte wirklich beherrscht und sehr vorsichtig gefragt und bekam eine dermaßen unverschämte Antwort um die Ohren gepeitscht, dass ich ehrlich zu zweifeln anfing. Eine andere Mitarbeiterin beobachtete das Spektakel und griff sofort ein und meinte, wir sollen ruhig für 1 1/2 Stunden spazieren gehen und wenn wir dann zurück kämen, gäbe es ein Zimmer für mich.
Wir also raus und vor der Tür brachen alle Dämme. Wutheulerei war angesagt. Da wartete ich seit mehreren Stunden darauf, dass IRGENDETWAS passierte, ohne dass uns irgendeine Information zugeteilt wurde und dann durfte ich mich noch anzicken lassen? Ich war auf 180.

Als wir dann zurückkamen, war ich froh nun endlich endlich ein Zimmer zu bekommen und mich endlich etwas hinlegen zu können. Die Freude stellte sich sehr schnell wieder ein.
Ich wurde in das wohl kleinste 2- Bettzimmer der Welt geführt und dieses bewohnten bereits 2 Menschen, wie man sie aus "Mitten im Leben" kennt. Natürlich lief der Fernseher im Hintergrund. Natürlich RTL. Ich weiß das klingt furchtbar gemein. Aber ich war einfach eh schon durch und wollte einfach nur meine Ruhe. Der Raum war miniklein, es gab keinen Vorhang und die Betten waren nicht nebeneinander gestellt, sondern sich gegenüberstehend. Dass man sich also die ganze Zeit anguckt.
Ich brach SOFORT in Tränen aus. Mein Freund schleppte mich aus dem Zimmer an die Luft und ich bekam einen Heulanfall der sich ca. eine Stunde lang fortsetzte. Außerdem tickte die Uhr und die Besucherzeit würde bald vorbei sein. Ich, diese Schmerzen, mit DER im Zimmer. Nein. Auf keinen Fall.
Es gab weder ein Familienzimmer, noch ein Einzelzimmer und selbst wenn: die seien ja für die Mütter, die bereits ihr Kind bekommen hatten. Was ich natürlich verstehen konnte. Blöd nur, dass ich plötzlich totale Panikattacken bekam. Ich hyperventilierte und egal wie sehr ich versuchte zur Vernunft zu kommen. Es ging nicht. Es ging GAR Nichts mehr.
Gott sei Dank kam mir mein Freund nicht blöde, sondern hatte aboslutes Verständnis. Ich weigerte mich zurück ins Zimmer zu gehen. Dann musste ich wieder zum CTG schreiben und mein Freund erklärte der Hebamme meine Situation. Diese holte dann einen Arzt.
Mein Freund teilte ihm mit, dass ich unter einer Angststörung litt und die nun voll ausbrach. Er fragte mich wovor ich Angst hätte. Haha. Manno. Ich hatte vor nichts Angst verdammt. Meine Körper und Kopf spielten eben verrückt. Es sei ihm verziehn, als Arzt der Gynäkologie kennt man sich nunmal nicht mit psychologischen Erkrankungen aus.

Er organisierte dann jedenfalls ein Behandlungszimmer, indem wir nächtigen durften. Es waren die unbequemsten Betten der Welt und doch war ich SO froh. Mein Freund durfte bei mir bleiben und fast 22 Uhr hatte ich dann ENDLICH ENDLICH meine Ruhe. Ich schlief aufgrund der Schmerzen genau gar nicht. Mein Freund hasst Krankenhäuser und kam auch kaum zur Ruh. Gegen 5 Uhr morgens schickte ich ihn nach Hause, damit er ein paar Stunden schlafen könnte und meinte, dass ich es bis zur Mittagszeit auch ohne ihn schaffen würde. Natürlich wollte ich eigentlich nicht allein sein. Aber er tat mir so Leid und ich wollte auch seine Energiereserven nicht überstrapazieren. Schließlich käme ja das Schlimmste noch auf uns zu. Ich ruhte mich noch ein wenig auf und zwei Stunden später betrat die liebste Hebamme der Welt den Raum. Sie war ganz ruhig und mütterlich und fragte mich, wie es mir geht. Fakt war. Es ging mir nicht gut. Und ich hatte keine Ahnung, ob ich eine Geburt überstehen würde. Ich war nach Tag 1 schon dermaßen im Keller. Ich hatte solche Schmerzen von den Einleitungen und den vaginalen Untersuchungen, dass ich schon jetzt am Ende meiner Kräfte war. Sie redete mir gut zu. Ich mochte sie so gern und wollte am liebsten, dass sie gar nicht mehr weggeht. Leider habe ich sie dann nicht mehr gesehen. Diese Frau hätte ich gern für immer an meiner Seite gehabt. Mit IHR hätte ich die Geburt hinbekommen, da war ich mir sicher.
Aber es kam ja dann eh alles ganz anders...
Sie war jedenfalls diejenige, die mir die frohe Botschaft verkündete. Ein Einzelzimmer war frei geworden und es wurde für mich!! reserviert. Außerdem würden sie ein weiteres Bett reinschieben, damit mein Freund bei mir bleiben könnte.

Das war die tollste Nachricht der Welt und es beruhigte mich so so sehr.

Als ich dann das Zimmer beziehen durfte, konnte ich mein Glück kaum fassen. Sofort beruhigte ich mich und war überglücklich.
Dieses Glück hielt leider nicht allzu lange an. Aber immerhin hatten wir nun unsere Ruhe.

Donnerstag, 12. Februar 2015

Anmeldung im Geburts- Krankenhaus

Mein Geburtsbericht beginnt natürlich beim Auswählen des Krankenhauses. Weil ich so unendlich mitteilungsbedürftig bin und es so unendlich viel zu berichten gibt und ich mich einfach nicht kurz genug halten kann, kommt mein Bericht gestückelt. Angefangen bei der Auswahl des Krankenhauses.

Auch wenn ich gerne in gemütlicher Athmosphäre entbinden wollte und viel Fürsorge brauchte, kam ein Geburtshaus für mich nicht in Frage. Ich wollte auf keinen Fall unter Wehen noch irgendwo hinfahren müssen, sollte etwas schief gehen. Und ich sollte Recht behalten. Schließlich verlief meine Geburt alles andere als unkompliziert. Außerdem wollte ich unbedingt, dass es eine Intensivstation für Babys gibt, falls etwas mit dem Kleinchen ist.
Es gab 3 Krankenhäuser, dessen Infoveranstaltungen ich besuchen wollte. Friedrichshain, Lichtenberg und Mitte. Ich alte Paniknudel wollte nämlich einfach ein Krankenhaus, das schnell zu erreichen ist. Ich köööönnte ja ne Sturzgeburt haben. Haha. Ich wünschte es wäre so gewesen...

Nach ein bisschen Recherche habe ich mir den Infoabend in F-hain gespart. Die Bewertungen waren abnormal schlecht und generell hörte ich nicht viel Gutes über die Geburtsmedizin dort.
Viele schwärmen vom Krankenhaus Lichtenberg und deshalb war dies die erste Veranstaltung die ich mir gab.
Ganz nett eigentlich. Wie nett so ein Abend eben sein kann, wo es um nichts anderes geht, als das Frau bald einen "Kürbis aus dem Nasenloch" pressen müsste. Bis es zum großen Thema "Stillen" kam. Ich wusste damals schon, dass ich nicht stillen möchte. Ja ja. Wirft in euren Köpfen einige Fragen auf was? Dazu wird es hier früher oder später nochmal einen Eintrag geben, in dem ich mich erkläre.

Jedenfalls wurde an dem Infoabend eben jenes "Lieblingsthema" eine gefühlte Stunde behandelt. Das ging mir ziemlich auf den Senkel. Im allerletzten Satz fiel dann: "Achja...Es gibt auch Frauen die nicht stillen, die werden dann aber auf natürlichem Wege abgestillt, bei uns gibt es die Tablette nicht". Bäm. Der Satz wurde einem vor den Latz gehauen und aus. Das zeigte mir mal wieder auf, was von Frauen wie mir gehalten wird. Ich fühlte mich sehr unwohl. Und außerdem verstand ich nicht, weshalb man hier keine verdammte Tablette zum Abstillen bekam, sondern sich mit schmerzenden Brüsten rumquälen sollte und dagegen nur Tees und Kohlblätter zum Auflegen bekam. Sollte das eine Bestrafung sein oder was? Das klang mir alles zu stilllastig und nicht neutral genug, daher wollte ich auch gar nicht mit jemandem persönlich reden.
Diese ganze Infoveranstaltung hatte bei mir zu Tränen geführt. Gar nicht nur wegen des Stillens. Auch weil ich ziemliche Geburtsängste hatte und mich mit dem Thema gar nicht so auseinander setzen wollte. Dieser Abend brachte mir näher, was auf mich zukommen würde und das gefiel mir ganz und gar nicht. Wenn man plant schwanger zu werden, denkt man ja nicht großartig darüber nach, dass das Kind auch irgendwie auf die Welt kommen muss. Man denkt sich höchstens mal kurz: "Das wird schon irgendwie gehen" und das wars. Aber wenn es dann real wird und es kein Drumherum gibt, kann einem schonmal ganz anders werden.

Der Infoabend an der Charité lief ganz anders ab. Jaja. Die verstehen was von Marketing. Eine reine Werbeveranstaltung. Der Chefarzt war am Start, Hebammen, Schwestern und was weiß ich, was das noch für Leute waren. So richtig aufgefahren haben die da, um gemeinsam ihrem Arbeitsplatz zu frönen. Die haben einem das "Gebären" richtig schmackhaft gemacht. Nur Luftballons und Konfetti fehlten noch. Da wollte man am liebsten direkt loslegen.
Die Kreißsäle fand ich nicht besonders schön und auch die Wochenstation empfand ich nicht wirklich als gemütlich, aber es gab andere Punkte, die mir wichtiger waren.
Aufgrund meiner Vorerkrankung war mir wichtig, ob das Personal auf Wochenbettdepressionen geschult ist und auch ob Frauen, die nicht Stillen wollten anders behandelt würden. Ich wollte auf keinen Fall riskieren, mir nach ner stundenlangen Geburt nun noch die Vorteile des Stillens erklären zu lassen, geschweige denn diskutieren, warum ich es nicht wenigstens versuchen möchte. Ich habe mich schließlich die gesamte Schwangerschaft mit diesem blöden Thema auseinander gesetzt. Auf keinen Fall wollte ich mich nun in aller Erschöpfung noch rechtfertigen müssen.

Ich bekam die Möglichkeit mit der Hebammen- Leitung zu sprechen und auch mit jemandem von der Wochenstation. Sooo einfühlsam, sooo lieb. Alle beide. Es sei kein Problem versicherten sie mir und dass ich all das auch gerne nochmal bei der Anmeldung ansprechen sollte.
Das war es. Hier fühlte ich mich wohl. Scheiß aufs Ambiente, hauptsache liebe Leute um mich herum. Toll, dachte ich mir. Wie für mich gemacht.- Hmmm... Denkste.
Dieser Infoabend, sowie der Geburtsvorbereitungskurs hatten mir irgendwie ein paar Ängste genommen. Ich fühlte mich etwas angstfreier und konnte mich nun an den Gedanken gewöhnen, bald die schlimmsten Schmerzen meines Lebens zu erfahren, um den kleinen Bauchbewohner in die große, weite Welt zu entlassen.
Am Tag der Anmeldung freute ich mich sogar etwas. Mein Freund und ich fuhren hin und waren gespannt was uns erwarten würde.
Tja. Ums mal kurz zu fassen: Auf uns wartete die empathieloseste, blödeste Hebamme der Welt. Sie ratterte in 5 Minuten ein paar Fragen runter und gab mir einen Stapel Unterlagen in die Hand, die ich mir zu Hause selbst ansehen sollte. Das wars. Nichts weiter. Von wegen 30 Minuten Zeit einplanen und alle Sorgen und Ängste klären. Als ich dann vorsichtig auf das Thema Depressionen zu sprechen kam, wurde ich entnervt gefragt, warum ich das nicht gleich zu Beginn gesagt hatte, wo sie nach Krankheiten gefragt hatte. Ähm. Vielleicht weil hier nur nach organischen Krankheiten gefragt wurde? Weil das mehr so ne Ja/Nein- Geschichte war? Nun. Sie notierte sich das und weigerte sich dann, etwas zum Thema Stillen aufzuschreiben. Könnte ich dann ja sagen, wenn das Kind da sei.
Jo. Hebamme, Frauenärztin und die Herrschaften der Infoveranstaltung hatten mir ALLE nahe gelegt, ich solle solche Dinge gleich bei der Anmeldung klären, damit ich nicht unter Wehen irgendwas klären muss. Oder nach einer eventuell anstrengenden Geburt. Das sah die Dame mir gegenüber aber anders.
Ich brach in Tränen aus und erklärte ihr, dass ich Angst um die Bindung meines Kindes hätte, wenn zusätzliche Belastungen auf mich zukämen. "Wenn Se´drauf bestehen kann ick dit jerne uffschreiben. Aber es kommt trotzdem nochma n Arzt und klärt Sie über die Vorteile des Stillens auf". Das sagte sie mit so einem "Hädädädädä- Gesichtsausdruck".
Meine Fresse. Wie oft noch. Genau DAS wollte ich nicht. KEINEN zusätzlichen Stress. Außerdem ging mir diese pampige Frau langsam echt aufs Gemüt. Eine weinende Schwangere beeindruckte sie  auch in keinster Weise. Ich wollte weg.Versuchte einfach nur noch die Flucht zu ergreifen. Konnte ich einen Totalausfall vor der Hebamme gerade noch zurückhalten, platzte es aus mir heraus, sobald ich den Kreißsaal verlassen hatte. Ich heulte und musste mich erstmal hinsetzen. SO hatte ich mir das nicht vorgestellt. Und was wenn DIESE Frau Schicht hätte, wenn meine Wehen losgingen? Keinesfalls wollte ich dieser Frau noch einmal begegnen und schon gar nicht unter Schmerzen. Und am allerwenigsten sollte DIE mein Kind in der Welt willkommen heißen.

Ich war durch. Mein Freund, der selber auch manchmal auch nicht weiß, wann es besser ist die Klappe zu halten, sagte einfach nur noch das Falscheste vom Falschen und somit stritten wir uns auf offener Straße. Es hilft nämlich nicht, wenn man einen Nervenzusammenbruch hat und sich mit Müh und Not versucht zu beruhigen, wenn einem dann vom Partner gesagt wird, man solle sich nicht so reinsteigern. Sorry lieber Freund, aber du solltest mich langsam besser kennen.
Tja. Ich brauchte einige Tage um mich davon zu erholen. Mein Freund und ich vereinbarten, er würde versuchen die Hebamme zu "tauschen" sollte der beschissene Zufall eintreffen, dass ich genau diese Frau zugeteilt bekäme. Er würde das für mich klären.
Als ich dann 3 Tage nach errechneten Termin bei meiner Gynäkologin antanzte, um mein CTG schreiben zu lassen, erklärte sie mir zum Abschied, dass nun alle weiteren Kontrollen das Geburtskrankenhaus für mich zuständig sei. Okay. Ich rief also dort an, um mir einen Termin für das nächste CTG geben zu lassen.
Dieses Gespräch brachte mir all meine Ängste zurück. Schonwieder so eine Schrabnelle am Telefon. Super unfreundlich. Wieder ein Nervenzusammenbruch.
Ich dachte ich bekäme die Krise. Kurzerhand entschloss ich, nun doch nochmal im Krankenhaus Lichtenberg anzurufen und um Aufnahme zu betteln. Die Dame am Telefon war sehr perplex. Sie hatten erst 3 Tage später einen Termin frei. Und überhaupt sei es sehr ungewöhnlich, dass ich mich versuchen wollte anzumelden und dass dies eigentlich nicht üblich sei. Schon gar nicht, wenn man schon 3 Tage über dem Termin ist. Sie bot mir einen Termin an und erklärte, dass sie nichts versprechen könne. Machte sich mein Würmchen vorher auf den Weg, müsse ich in die Charité fahren. Wenn nicht, würde sie mich ausnahmsweise noch irgendwie unterbringen und ich könne dort dann gleich zum CTG schreiben hin.
Puh.
Na bitte. Was für eine Erleichterung. Sofern Karl Emil jetzt nicht ungeduldig würde. Wurde er nicht. Und die Anmeldung war dort genauso, wie ich sie erwartet hatte. Auch boten sie mir an, dass ich mit einem Arzt sprechen könne, bzgl. des Stillens. Und als dieser kam und ich mich erklärte, winkte er direkt ab und meinte: "Papperlapapp, das sind gar nicht so wenig Frauen, die sich dagegen entscheiden und es ist nur dann das Beste für das Baby, wenn beide sich wohl damit fühlen." Der erklärte mir auch, weshalb man in diesem Krankenhaus gegen die Verabreichung der Tablette zum Abstillen war und der Grund erschloss sich mir. Nebenwirkungen, die nicht ohne waren. In der Charité hatte man mir gesagt, dass es keine Nebenwirkungen gebe. Die hätten wahrscheinlich alles versprochen, nur damit man sich dort anmeldete.

Und somit wurde es dann tatsächlich das Lichtenberger Krankenhaus. 3 Tage nach Entbindungstermin also noch mal fix in nem anderen Krankenhaus angemeldet. So kanns auch laufen... Wieso sollte es auch mal ohne Drama funktionieren?

Montag, 2. Februar 2015

Weshalb mein Geburtsbericht noch immer auf sich warten lässt.

Also ich versuche wirklich seit Tagen, das von mir erlebte zu "Papier" zu bringen. Egal wie sehr ich kürze und verbessere, es wird wohl ein Roman werden.
Daher macht es vielleicht Sinn, mehrere Teile zu verfassen.
Sonst liest sich das doch kein Schwein durch. :-D
Ehrlich. Ich habe mehrere Word- Dateien hier zwischengespeichert. Ich faule hier nicht  rum, auch wenn es genau diesen Anschein machen könnte, wenn man sich hier auf meinem leeren Blog umschaut.
Wie verpacke ich all die kleinen Geschichten und Erlebnisse in einen Text? Wie kann ich all meine Gedanken und Gefühle kürzen, ohne dass eben jene unter gehen?
Und dann fragen mich schon so einige per Mail, wann ich denn endlich mal meinen Geburtsbericht hier online stelle. Oder weiter schreibe.
Ja wenn das mal so einfach wäre...
Liebe Leserinnen. Bitte geduldet euch noch ETWAS.
Ich versuche mein Bestes, aber nie fiel es mir schwerer zu schreiben. Vor allem weil ich grad in diesem Punkt für mich selber schreibe. Um das erlebte zu verarbeiten.
War ja auch nicht grad ne Traumgeburt. Und der kleine Mann lässt Mama auch nicht oft schreiben. Er möchte meine volle Aufmerksamkeit genießen und zwar Tag und Nacht. Und da er noch Welpenschutz hat, lässt Mama das auch mit sich machen.

Bis ganz bald ihr lieben Mädels.

Montag, 5. Januar 2015

Plötzlich sollen an allem nur die Hormone Schuld sein

Gefühlsachterbahn. Tosende Endorphine und schwarze Wolken gleichzeitig am Seelenhimmel. Jeder weiß, dass eine Schwangerschaft eine enorme Hormonumstellung bedeutet.
Aber ist einer Frau das wirklich so bewusst? Also weiß man wirklich, was da auf einen zukommt? Mit Sicherheit nicht. Ich dachte ich wüsste es. Ich gehöre zu den Frauen, die stark an PMS leiden. Ich bin zwar Gott sei Dank von fiesen Schmerzbeschwerden einigermaßen verschont geblieben (mal ein Krämpfchen hier und da, Rückenschmerzen und so... aber höchstens so, dass noch keine Medikamente erforderlich sind. Es reicht lediglich zum Jammern- aber darin bin ich auch weltklasse), aber uhhhh meine Stimmungsschwankungen. Nehmt euch in Acht liebe Männer. Und Frauen. Freunde, Familienmitglieder und Passanten. Das PMS- Monster kennt kein Pardon... Da kann man schonmal die Nerven verlieren, wenn der Tee zu stark gesüßt ist. Oder zu wenig. Oder wenn man keine Süßigkeiten im Haus hat, oder die falschen. Das Lieblingseis ausverkauft ist, man wiedermal viel zu fett in der Lieblingsbluse aussieht (doofe Wassereinlagerungen!), oder auf der Straße jemand komisch guckt [...] Ich könnte ewig so weiter machen. Da gäbe es einiges, was ich aufzählen könnte.

Und wenn man plant schwanger zu werden, ist einem durchaus gewiss, dass es in dieser Zeit ähnlich werden könnte. Nur die Tragweite war mir ehrlich gesagt nicht bewusst. Wie denn auch?
Gut. Begünstigt durch die Schwangerschaft traten bei mir auch wieder die Depressionen auf. Das ist nochmal ne andere Hausnummer. Es war aber nicht immer zu erkennen, ob mich nun a.) Schwangerschaftshormone, b.) Depressionen, oder c.) die ganz normale Zickigkeit, die einer jeden Frau zusteht lenkten. Das machte es nicht einfach. Nicht für den Freund, aber am allerwenigsten wohl für mich. Ich habe es gehasst, wenn mein Verhalten mit Schwangerschaftshormonen "entschuldigt" wurde. Ich hätte ausflippen können. "Nein Schatz. Das hat jetzt rein gar nichts damit zu tun. Ich fänd Dein Verhalten auch im Normalzustand zum kotzen und wäre auch unschwanger völlig zu Recht wütend".
Plötzlich ist an allem immer das heranwachsende Etwas in einem Schuld.
Ich erinnere mich an eine Situation, wo mein Freund vor seinen Kollegen (meinen Ex-Kollegen) etwas Doofes gesagt hat, worüber ich mich geärgert habe. Wir standen an der Kasse im Supermarkt und besorgten grad ein paar Snacks für das bevorstehende Fussballspiel, welches wir uns alle gemeinsam im Büro ansahen. Von mir kam sofort ein Konter, wie immer. Aber plötzlich hieß es: "Uuuhhhhh die Schwangerschaftshormone" und :"Uiuiui Du Armer, Du hast es sicher nicht leicht". Pfff. Trottelköpfe. Spätestens DANN traten die Hormone auf und überwalzten mich in voller Präsenz. Ich sah mich vor meinem inneren Auge ins Kaugummifach grabschen und eine Handvoll Packungen an die Köpfe sämtlicher Kollegen werfen. Nicht zu vergessen an den Schädel meines Freundes. Mit hochrotem Kopf  und herausquellenden Augen, Dampf aus den Ohren schießend. Mein Körper wie er vor Wut ein riesiges Loch in den Supermarktboden stampft. Ein Sirenenartiges Geschrei aus meinem Munde.
Aber ich lächelte nur bemüht und riss mich am Riemen. Alles andere wäre mir eh nur wieder falsch ausgelegt worden.

Mal bewegte ich mich im Tal "Zu-Tode-betrübt" und mal kletterte ich auf den "Mount Himmelhochjauchzend". Wobei zweiteres leider meist nicht so lang anhielt. Aber ja. Es gab diese Momente, in denen ich mich eigentlich selbst fast schon wieder hasste, weil ich war wie "sie". Mit "sie" meine ich diese debilgrinsenden Frauen, die man immer sieht. Wie sie sich über ihren Bauch streicheln als wollten sie ihre gesamte Umwelt provozieren. "Sieh mal. Ich bin schwanger und schau wie mich das schon jetzt erfüllt. Ich werde so in meiner Mutterrolle aufgehen."
Früher war ich immer genervt von diesen Damen. "Ja mein Gott, Du hast ne riesen Murmel. Wir alle sehen doch, dass Du schwanger bist." Meine Güte. SOOOOWAS besonderes ist das ja auch nun wieder nicht. Vor allem regten mich die Werbemuttis auf. Von Schwangerschaftsratgebern, Hautölen und Teepackungen stechen sie hervor. Genüsslich lächelnd, die Augen geschlossen und die Hände um den Bauch gelegt.

 


Doch nun gehörte ich plötzlich selbst dazu. Nur vorerst ohne Murmel. Aber diese Bauchstreichlerei. Ich weiß nicht wieso, aber das kommt urplötzlich. Automatismus. Gut ich war jetzt keine dieser Vollzeit- Bauchstreichlerinnen. Aber ich erwischte mich immer öfter dabei.

Ich schreibe immer so viel Negatives zum Thema "Mutter werden", dass ich glaube viele schätzen mich völlig falsch ein. Der kleine Cashew- Kern war absolut gewollt. Ich wollte immer jung Mutter werden. Wobei ich hier auch sagen muss, dass ich kein typisch "Oh wie süß ein Baby"-Mädchen bin. Ich sah mich immer mit einem 3-Jährigen Kind an der Hand. Will nicht sagen, dass mir nicht klar war, dass das Babyalter zu dem Kind dazu gehört, ich hatte das nur irgendwie immer ausgeblendet.
und wenn man dann bestätigt bekommt, dass man Mutter wird, dann wird einem erstmal klar, was man da angerichtet hat. Dass man sich der Verantwortung nun nicht mehr entziehen kann. Negative Gedanken sind dann gar nicht so ungewöhnlich.

Es gibt wahnsinnig viele Frauen, die urplötzlich unter völliger Überforderung leiden.
Sie planen ein Baby und sind sie dann schwanger, möchten sie es am liebsten wieder rückgängig machen. Denken über Abtreibung nach und so weiter.
Leider wird aber nicht ganz so häufig davon berichtet, wie von den rosapuffigen, schönsten Emotionen einer Neu- Schwangeren. Man hört von irgendwelchen Hormonschwankungen und denkt, dass Schwangere ab und zu mal ein bisschen zickig sind, oder sehr nah am Wasser gebaut. Böse Unterschätzung. Das Hirn macht so viel mehr mit einem. Nur ausprechen darf man das bloß nicht. Dann kommen nämlich die Kommentare von den Männern: "Du wolltest doch schwanger werden." Oder noch viel schlimmer: Die militanten Muttertiere.
Die die selber schwanger sind, oder eben bereits Mütter. Und von denen wird man gesteinigt. Strafende Kommentare und böse, verständnislose Blicke muss man ernten. Für jeden negativen Gedanken, den man sich wagt auszusprechen. Für jedes Glücksgefühl, das sie hatten aber man selber nicht. Schande. Schande über die Häupter aller Frauen, die nicht die ganze Zeit überglücklich über ihre Bäuche streicheln!
Man hat als Schwangere gefälligst mit sich und der Umwelt im Reinen zu sein. Und verdammt nochmal. Schwangersein ist doch SOOOOOO schön. Das Schönste im Leben einer Frau. und man fühlt sich so weiblich.  
Ja. JA WIRKLICH. Frauen berichten, sie fühlten sich in der Schwangerschaft so weiblich. Ernsthaft? Wie fühlt man sich denn vorher?
 Ich will nicht abstreiten, dass ich mich nicht auch weiblich fühle. Aber das tat ich zuvor auch. Brüste und Vagina sind ja nicht erst mit der Schwangerschaft entstanden. Also bei mir war das alles schon vorher da. Und ich bilde mir ein, ohne diese Apparate säße ich jetzt nicht hier und wartete auf die Wehen.
Aber gut. Was viele wohl meinen, sind die neuen Rundungen am Körper.
Wenn man aber schon vorher einiges an Rundungen zu bieten hatte, vor allem wenn diese gar nicht immer so gewünscht waren, sieht man ganz schön alt aus. Und wenn einen dann die Leute fragen "uuund fühlst Du Dich auch so schön und sexy?" und wenn sie sagen "Genieß die Zeit"- man möchte ihnen eine Ohrfeige geben.
Ich fühlte mich die ersten 3 Monate aufgebläht und dann schwammig. Wassereinlagerungen und Streifen begannen schon bald, meinen Körper zu zieren.
Aber ich gebe eines zu. Trug ich vor dem erkennbaren Babybauch immer nur Oversize Shirts, um meine Problemzönchen zu vertuschen, konnte ich mit Babyplautze ENDLICH wieder enganliegende Kleidung tragen. Nie war mein Bauch straffer! Plötzlich ließen mich die engen Sachen schlanker aussehen und das ist das einzige, was ich an dieser Schwangerschaft vermissen werde. Plötzlich machten mich meine Oversize Klamotten zu einer Zeltgestalt.

Bin mal gespannt, wie das in ein paar Tagen ist. Ich kann es trotzdem kaum erwarten, endlich meine Klamotten wieder anziehen zu können. Und meine Schuhe, die mir zu unbequem waren.
Hallo- oh ihr vielen Shirts. Hallo Absatzschuhe. Bald habt ihr mich wieder, ich freue mich so auf euch. <3

Ich werde nun meiner Essensgier nachkommen. NOCH kann ich ja. Nutzen wir also die letzten Stunden voller Zufriedenheit, bevor es wieder um das leidige Thema "Wunschfigur" geht.

Morgen um 9:30 Uhr soll ich mit gepackter Tasche in die Klinik kommen.
Womöglich werde ich eingeleitet und werde den Bauchbewohner schon übermorgen (oder überübermorgen) kennen lernen.

Liebst Thess.



Sonntag, 4. Januar 2015

Kurze Erfrischung gefällig?

Meine Güte, ich hatte nicht geahnt, dass es doch so einige Leser gibt.
Beinahe hätte ich den Gedanken weiter zu bloggen verworfen, weil ich dachte, dass sich das eh kein Mensch durchliest. Ich wurde heute eines besseren belehrt und habe gesagt bekommen, dass einige Leute ein bisschen traurig wurden und das ein oder andere Tränchen geflossen ist.
Daher mal was zur Erheiterung, bevor es zum nächsten Gefühlsausbruch kommt. Da ich trotz schwieriger Zeiten immer sehr selbstironisch bin und so manch Albernheiten liebe, hier ein bisschen Quatsch für euch- mein absolutes Lieblingsgedicht von Heinz Erhardt:

 

Ansonsten: Tiervideos gehen übrigens auch immer :-D. Fühlt euch gern animiert, eure liebsten Erheiterungsvideos in die Kommentarleiste zu posten. Wir wollen ja nicht, dass einer meiner Leser ernsthaften Schaden von meinem Geschreibsel trägt.

In Liebe Thess <3


"Hallo, ich bin die Neue und ich bin schwanger."

Vielen Dank für eure Nachrichten und Kommentare zu meinem letzten Posting. Einige hatten Schwierigkeiten das zu verdauen. Und ich ja auch. Ich verspreche: irgendwann wirds hier etwas gemütlicher. Aber um all meine Gefühle und Gedanken zu dieser Schwangerschaft zu verstehen, ist nunmal ein bisschen Vorgeschichte gefragt.

Ich erfuhr also 3 Tage vor Beginn meines neuen Jobs von der Schwangerschaft. Und auch davon, dass sowohl mein Freund, als auch ich irgendwie doch nicht so bereit waren, wie wir dachten. Starkes Ding.
Für mich war aber klar, dass ich sofort mit offenen Karten spielen wollte und meinem neuen Arbeitgeber nicht erst 12 Wochen später über "meine Umstände" informieren würde. Ich sollte nämlich für ein Unternehmen den lokalen Markt aufbauen. Ich wurde als einzige dafür eingestellt und sollte das Ding jetzt reißen. Ich wollte so fair sein und ihnen die Möglichkeit geben, sich schonmal darauf einzustellen, ich wusste ja nicht, welche Schwangerschaftserscheinungen mich erwarten würden und inwieweit ich überhaupt für den Außendienst einsetzbar war. Ich bin nämlich eine von wenig Vertrieblerinnen, die ohne Führerschein unterwegs ist und somit mit den Öffentlichen durch die Gegend tingelt.

Im Office angekommen schnappte ich mir sofort den Vorgesetzten, der mich herzlich in Empfang nahm. Ich dachte mir so: "Mal gucken wie lang der so nett bleibt." hatte ich doch eine ziemlich harte Botschaft für ihn. Ich war ein wenig nervös und wusste auch nicht so richtig, wie ich ihm das jetzt aufs Brot schmieren sollte. Aber gut. Was muss, das muss.
Ich erklärte ihm also meine Situation. Er ist selber Vater zweier Kinder und reagierte ziemlich verständnisvoll. Erst sprach der Vater in ihm, dann der Geschäftsmann. Natürlich müsse er das jetzt nochmal mit der Personalabteilung besprechen.
Am Ende des Tages wurde ich in das Besprechungszimmer geholt und sie fragten mich, ob ich den Job noch wolle. Und erklärten mir, dass ich bereits unter Mutterschutz stünde und daran nichts zu rütteln sei. Ob ich mir den Job jetzt noch zutraue und so weiter. Die eigentliche Intention dieses Gesprächs war, jedenfalls kam es mir so vor, mir einen Aufhebungsvertrag schmackhaft zu machen. Das wollte ich aber auf keinen Fall. 1. Hatte ich mich auf diesen Job gefreut und 2. hätte ich in diesem Zustand doch niemals auf die Schnelle eine neue Stelle bekommen und Arbeitslosengeld hätte es auch nicht gegeben. Ich konnte das also gar nicht annehmen. Blöd für die, aber für mich ja irgendwie auch. Mir war klar, dass ich nicht die Lieblingsmitarbeiterin würde und versprach, jetzt einfach doppelt Gas zu geben.
Gleichzeitig hatte ich auch Angst. Was war wenn mir der Job doch nicht gefallen würde? Ich konnte mich ja nichtmal kündigen lassen. Mir schwante böses.

Ich legte los und bemerkte schon in den ersten Tagen, dass die Vorstellungen meines Vorgesetzten ins Unmögliche reichten. Seine Vorstellung waren 8 Termine pro Tag mit potenziellen Kunden und mind. 2 Abschlüsse pro Woche. Ähem. Ja. Also ich arbeite ja nun doch schon ein Weilchen im Vertrieb und wusste direkt, dass das nicht machbar ist. Das versuchte ich ihm auch beizubringen, aber er meinte ich müsse jetzt eben extraschnell alles aufbauen. Denn bald wäre ich ja nicht mehr normal einsetzbar. Von diesen absurden Vorstellungen ließ er sich nicht abbringen, was bei mir einen unnötigen Druck aufbaute, der nicht nötig gewesen wäre, da ich ein Mensch bin, der sich selbst schon viel zu viel unter Druck setzt. Weil ich beweisen will, was ich drauf habe. Alles weitere überfordert mich eigentlich nur, oder löst bei mir ein gewisses Maß an Trotz aus. Wenn die Zielerreichung völlig unrealisitisch ist, löst das bei mir nicht unbedingt höhere Produktivität aus, weil ich sowieso weiß, dass egal was ich mache, meine Ergebnisse nicht zufriedenstellend sein werden. Das heißt nicht, dass ich dann weniger arbeite. Ich gebe immer mein Bestes. Aber so richtig Freude habe ich dabei dann nicht.

Ich wurde relativ fix in die Realität katapultiert und merkte, dass das Produkt für den lokalen Markt gar nicht mal so sexy war, wie mir vorher angepriesen wurde. Auch war es mir nicht möglich, meine eigenen Strukturen zu schaffen, wie es mir vorher versprochen wurde. Es hieß es gäbe kein Konzept und ich sei dafür zuständig, ein solches mit Hilfe meiner Erfahrung zu erstellen. Pustekuchen. Der Vorgesetzte wollte lieber so ein "Hauruck- Ding". Einfach mal rumprobieren. Unsere Vorstellungen gingen ziemlich auseinander. Es passte einfach nicht und ich war gespannt, wie sich das in Zukunft zusammen finden sollte. Ich blieb erstmal locker und zog mein Ding durch, allerdings hatte ich nicht lange die Möglichkeit dazu.

Ich möchte niemanden mit öden Firmengeschichten langweilen. Um es kurz zu machen. Ich fühlte mich relativ schnell unwohl mit dieser Arbeit und wusste es gab keinen Weg hinaus. Wegen diesem blöden Mutterschutz und eines Tages passierte das, womit ich nicht mehr gerechnet hatte.

Ich bekam zwischen 2 Terminen einen totalen Nervenzusammenbruch. Mitten am Kudamm in Charlottenburg.
Totalausfall. Heulend zusammen gebrochen bin ich. Mitten auf der Straße. Ich litt mal an einer Panik-/Angststörung und an Depressionen. Die hatte ich eigentlich einigermaßen überwunden, nach jahrelanger Therapie führte ich nun ein eigentlich glückliches Leben. Und plötzlich holte mich alles wieder ein. Ausgelöst durch Stress kombiniert mit Schwangerschaftshormonen.
Glücklicherweise arbeitet mein Freund auch am Ku´damm ungefähr 3 Busstationen entfernt von dem Standort, an dem ich mich befand. In der Firma, in der ich auch ein Jahr lang gearbeitet hatte und ihn kennen lernte. Ich schleppte mich mit den letzten Kräften dort hin und er hat Gott sei Dank genau das Richtige getan. Er war einfach da. Hinterfragte die Situation nicht und versuchte einfach mich zu trösten.
Es half. Ich machte mich auf den Weg zum nächsten Termin. Dieser lag zufälliger Weise in meiner Wohngegend- mein Glück. Denn beim nächsten Termin angekommen stutzte ich nochmal alles zurecht, wuschelte mir nochmal durchs Haar und atmete tief durch. Nahm mir vor hochprofessionell zu sein und danach die Mittagspause zu Hause zu verbringen, ehe es zurück ins Office ging.
Ich betrat motiviert den Laden und ein Mitarbeiter sah mich verständnislos an, als ich nach seinem Boss verlangte, mit dem ich einen Termin hatte. "Der is nicht da". Aha. Nicht da also. Ich war wütend. Hatte mehrfach mit dem Mann telefoniert und dann das.

Kaum aus dem Laden raus gestolpert überkam mich wieder ein Tränenschwall. Ich glaub ich sah aus, wie aus einem Manga Comic. Wo die Tränen nur so aus den Augen spritzen. In alle Richtungen. Schonwieder ein Nervenzusammenbruch. Langsam machte ich mir Sorgen, dass mich meine Vergangenheit einholen würde.
Mir war klar, es würde an diesem Tag nichts mehr bringen. Ich ging zu meiner Hausärztin, die mich schon seit über 10 Jahren kennt. Eine Göttin für mich. Wie oft hat mir diese Frau wieder ein Stück Boden unter die Füßlein geschoben, wenn bei mir nichts mehr ging.
Es gibt nicht viele Ärzte, die dermaßen empathisch und liebevoll sind. Nach so vielen Jahren nimmt sich die Frau für jeden Patienten Zeit. Man kann keine Termine in dieser Praxis machen. Man muss hingehen und warten, aber dafür genießt man ihre volle Aufmerksamkeit und wird nicht einfach so abgebügelt.
Kaum hatte ich den Raum betreten sah sie, dass etwas nicht stimmte. Ich trollte mich wie ein Häufchen Elend auf den Stuhl und sofort kam sie mit ihrem "rumgerollert" und nahm meine Hand und wartete. Sie sagte nichts. Sie hat einfach nur gewartet bis ich ein wenig ausgeweint hatte. Diese Erinnerung ist mir als eine solch liebevolle geblieben, meine Augen füllen sich direkt wieder mit Flüssigkeit. Aber diesmal nicht aus Traurigkeit, sondern weil ich so gerührt und dankbar bin, dass diese Frau in diesem Moment sofort erkannt hat, was zu tun war.

Sie verstand mich und schrieb mich erstmal krank. Es war erkennbar, dass ich nicht nur einen kurzzeitigen Ausfall hatte. Ich hatte die typischen Panik Symptome und das machte mir totale Angst. Als ich mich damals 3 Tage vor meinem 16. Geburtstag freiwillig in eine Psychatrie einweisen lassen habe, begann die schlimmste Zeit meines Lebens. Aufgenommen wurde ich wegen meinen Depressionen und in den 2 Monaten Aufenthalt entwickelte sich eine richtige Psychose. Ich hatte jahrelang mit einer Angststörung zu kämpfen. Ich musste alles neu lernen. War monatelang nicht in der Lage das Haus zu verlassen. Ich hatte vor nichts Angst, aber mein Körper spielte verrückt. Als hätte ich Drogen genommen. Probleme mit Nähe, Gefühlskälte...Von zugeschnürter Kehle, bis hin zum Gefühl jemand greife beim Laufen immer wieder nach meinen Beinen war alles dabei. Sodbrennen, Gefühl der Ohnmacht, Atemnot, Übelkeit, Schwindel und weitere körperliche Belastungen waren meine Wegbegleiter. Über Jahre.
Und deswegen stieg mir auch an diesem Tag die Panik hoch. Nochmal würde ich das nicht durchstehen. Nie wieder wollte ich das durchmachen.

Meine Ärztin wusste das alles noch. Ich sollte nochmal wiederkommen. Außerdem legte sie mir ein Beschäftigungsverbot ans Herz. Das konnte ich gar nicht glauben. Ich war ja grad mal in der 7. Woche schwanger. Sie war aber ernsthaft besorgt.

Ich traf mich am nächsten mit meinem Vorgesetzten, um ihm die Situation zu schildern. Auch dieser gab mir zu verstehen, dass ein Beschäftigungsverbot wahrscheinlich die beste Lösung für alle sei.
Meine Frauenärztin wollte mir ein solches nicht ausstellen. Sie sagte dass sie zwar, dass sie die Meinung vertrete, dass ich arbeitsunfähig sei, aber ich sollte mich doch weiterhin krankschreiben lassen.
Auf Dauer war das aber keine Lösung. Nach 6 Wochen rutscht man dann nämlich ins Krankengeld und  dann hätte ich meinen Lebensunterhalt überhaupt nicht finanzieren können. Miete und Co wollen ja schließlich weiterhin bezahlt werden. Keine Ahnung weshalb die Ärzte dermaßen mit den Beschäftigungsverboten rumgeizen, wenn es um psychische Krankheiten geht. Die Frau hatte einfach überhaupt keine Ahnung. Ich sollte mir einen Therapeuten suchen und eine Woche später wieder kommen. Ja. Danke für den Tipp. Ich suchte längst nach einem Therapeuten, aber wer sich mal ein wenig damit beschäftigt hat weiß, dass man nicht so ohne weiteres mal eben einen Platz bekommt.
Ich hatte bereits 7!! Therapeuten mit Krankenkassezulassung auf den AB gesprochen und keiner von denen hatte sich überhaupt erst zurück gemeldet.In Berlin wartet man üblicher Weise ca. 6 Monate auf einen Therapieplatz.

Diese Gynäkologin hatte nicht verstanden worum es ging. Ich hatte nicht einfach nur ein paar Schwangerschaftshormone. Ich hatte Herzrasen, Kopfschmerzen und Ohnmachtsgefühle und Panikattacken, aber diese Frau war leider eine klassische "Fachidiotin", von Psychologie keine Ahnung.

In einem tollen Forum, wo sich Schwangere, Mütter und die, die es mal werden wollen austauschen, habe ich sehr viele liebe Frauen kennen gelernt, die mir in der Zeit ganz toll geholfen haben. Haben mir Adressen rausgesucht und mich darüber aufgeklärt, dass jeder niedergelassener Arzt ein Beschäftigungsverbot ausstellen könnte.
Weil meine Hausärztin das vorher noch nie gemacht hatte, haben mir ein paar Mädels sogar Vorlagen rausgesucht, die meine Ärztin dann ausfüllen konnte.
Das tat sie auch sofort, obwohl ich sie auch darüber aufklärte, dass es gelegentlich Kontrollen gäbe und einige Ärzte Angst haben, selbst für den "Schaden" aufkommen zu müssen und deshalb so mit diesen Dingern rumgeizen. Frau Dr. winkte nur ab und meinte die sollen nur kommen, sie könne das sehr gut mit sich vereinbaren, da sie um die körperlichen Probleme bei einer Angsstörung weiß und das genau diese, sehr wohl auch für das Ungeborene gefährlich werden können. Sie stand zu 100% zu ihrer Meinung und machte mir so viel Mut.

8. Schwangerschafts- Woche und schon ein Beschäftigungsverbot. Der Stempel "arbeitsunfähig" war aufgedrückt und irgendwie erschien mir das natürlich ziemlich blöd. Andere Frauen hatten schließlich auch zu kämpfen. Aber in den kommenden Tagen und Wochen war ich schon bald sehr froh, dass ich die Möglichkeit hatte, mich einzuigeln und mir Hilfe zu suchen.
Ich fand dann zufällig relativ fix eine Psychologin und war so sehr mit mir selbst beschäftigt wie noch nie. Ich weinte tagelang durch und schlief und schlief und schlief. Noch nie war ich so müde, wie in den ersten Wochen. Nie fühlte ich mich so überfordert und niemals war ich körperlich derart geschwächt.

Es hat mir so geholfen wenigstens zu Hause sein zu dürfen. Ich bin meiner Hausärztin so dankbar.

Die körperlichen Stresssymptome, nahmen relativ schnell ab. Vor allem das Herzrasen setzte mir sehr zu, weil ich Sorge hatte, dass dieses zu Herzrythumsstörungen beim Bauchbewohner führen konnte.

Ein zauberhafter Schwangerschaftsbeginn nicht wahr?
Dennoch bin ich sehr dankbar, dass ich wenigstens vom Erbrechen verschont geblieben bin. Ich hatte nur wenig mit Übelkeit zu kämpfen und musste mich nicht einmal übergeben, worüber ich sehr sehr froh bin. In dem Forum wo ich fleißig mitschrieb, berichteten Frauen von ihrer Übelkeit. Manche hatten das bis zum Schluss- die Armen!!
Ansonsten ziehe ich den Hut vor ALLEN Frauen, die bis zum Schluss arbeiten gehen. Unglaublich!! Ich hatte die ganzen Schwangerschaftssymptome ja so unterschätzt...

LG Thess